WeACT Con 2024 – Gesundheit – Umwelt – Nachhaltigkeit; Klimaschutz bedeutet Patientensicherheit

Klimaschutz bedeutet Patientensicherheit

Es ist schwer, ehrenamtlich die Welt zu retten, wenn andere sie hauptberuflich zerstören.

WeACT Con 2024 – Gesundheit – Umwelt – Nachhaltigkeit

Vom 23. bis 24. April fand die WeACT Con 2024 unter der Schirmherrschaft von Prof. Dr. Karl Lauterbach, Bundesminister für Gesundheit, im Euref-Campus Berlin statt. Dr. Alexander Euteneier war als interessierter Beobachter und Teilnehmer an beiden Tagen vor Ort.

Fazit der Veranstaltung

Der Klimawandel ist ein mächtiger Einflussfaktor auf die Patientensicherheit und somit ein weiterer relevanter Aspekt für das klinische Risikomanagement, welches sich auch vermehrt Klima assoziierten Fragestellungen widmen sollte. Wie können Kliniken und niedergelassene Ärzt*innen durch präventive Maßnahmen die Risiken des Klimawandels für Ihre Patient*innen minimieren?

Patientensicherheit und Klimaschutz sind zwei Seiten derselben Medaille

In seiner Grußbotschaft machte Prof. Lauterbach auf die engen Wechselwirkungen zwischen den Folgen des Klimawandels und dem Auftreten damit assoziierter neuer Krankheiten aufmerksam. Die gelungene Veranstaltung WeACT Con 2024 konnte hierzu wichtige und wertvolle Impulse geben. Ihr Ziel war und ist es, Konzepte und Lösungen zur Nachhaltigkeit im Gesundheitswesen zu vermitteln, aber auch zu inspirieren und zu motivieren. Hierzu wurden namhafte Referent*innen eingeladen, unter anderem Prof. Eckhard Nagel, geschäftsführender Direktor des Instituts für Medizinmanagement und Gesundheitswissenschaften der Universität Bayreuth zum Thema Ethik und Werte sowie Trendforscherin Corina Mühlhausen, Leitung der Trend- und Zukunftsforschung der Uranos GmbH. Frau Mühlhausen stellte ein soziologisches Modell vor, welches 28 unterschiedliche Micromilieus identifizierte, die sich unterschiedlich den Herausforderungen des Klimawandels stellen respektive unterschiedliche Kommunikationsansprachen benötigen, um sie zu für die Ziele des Klimaschutzes zu erreichen.

Die richtige Kommunikationsstrategien als Basis

Die beiden Geschäftsführerinnen der Organisationen KLUG & Centre for Planetary Health Policy sowie Stiftung Gesunde Erde - Gesunde Menschen gGmbH Maike Voss sowie Kerstin Blum stellten gemeinsam anhand von 5 Thesen zu Kommunikationsstrategien und mögliche Aktionsfelder zur Unterstützung der Nachhaltigkeitsziele vor. Maike Voss stellte dabei eine Analogie auf zwischen der Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen und einer Suchterkrankung, die es gilt, dementsprechend zu therapieren. So muss die Sucht als solche benannt werden, um einen schrittweisen Entzug zu ermöglichen und alternative therapeutische Ansätze (z. B. erneuerbare Energien) anzubieten. In der 5. These wird postuliert, dass dabei das Gesundheitssystem sowie die Gesundheitsberufe eine besondere Rolle für die gesellschaftliche Transformation einnehmen.

Klimaschutz in der Praxis in der Charité Berlin

Die Veranstaltung lebte von einem Mix aus teils interaktiven Impulsvorträgen und Workshop, in denen die Teilnehmer*innen dazu eingeladen wurden, selbst Vorschläge und Konzepte zur Förderung der Nachhaltigkeit in Kliniken und weiteren Gesundheitseinrichtungen zu erarbeiten. So wurden z. B. im Workshop „Green Klinik – Transformationsprozess Nachhaltigkeit: Vom Lippenbekenntnis zur strukturierten Umsetzung“ moderiert von Jannis Michael, Abteilungsleiter Nachhaltigkeitsmanagement der Charité Berlin und Aline Mittag, Head of Sustainability der Asklepios Kliniken, handfeste und praktische Kriterien vorgestellt, wie z. B. Nachhaltigkeitsprojekte an der Charite nach

  • Impact,
  • Ease of Implementation und
  • Signalwirkung

priorisiert werden.

Gerade dieser Anspruch, lösungsorientierte spürbare Umsetzungen der gesteckten Ziele für eine bessere Nachhaltigkeit, zu erlangen, machte diese Veranstaltung zu einem großen Gewinn.

Fragen der Zeit für Krankenhausmanager*innen

Es wurden die Fokusthemen

  • Wie können wir unser Gesundheitssystem gemeinschaftlich weiterentwickeln?
  • Welche Zielkonflikte gibt es und welche Handlungsfelder ergeben sich daraus?
  • Wo existieren schon heute praktikable und umweltfreundliche Lösungen und wie funktionieren sie?
  • Was braucht es, um gemeinsam ins Handeln zu kommen?

ausgiebig im Rahmen von Impulsvorträgen und Workshops diskutiert.

Klimafolgen und mentale Erkrankungen

Es zeigte sich schnell, dass Nachhaltigkeitsfragen, die das Klima betreffen, unmittelbar auch die Gesundheit betreffen, und zwar die physische ebenso wie die psychische Gesundheit. Die Präsidentin der Bundespsychotherapeutenkammer (BPtK) Dr. Andrea Benecke machte in ihrem Vortrag eindrücklich auf die psychischen Folgen der zu erwartenden Hitzewellen aufmerksam, die sich unter anderen in einer erhöhten Suizidrate, einer erhöhten Rate an Psychosen und weiterer mentaler Krankheiten, wie Depressionen und Angststörungen auswirken.

Wissen erfordert Aktion

Immer wieder betonten die Referent*innen unisono, dass das Wissen nicht das Problem sei, vielmehr fehle es allerenden an dem kleinen Schritt, von der Motivation in die Handlung zu kommen. Emotionen spielen hierbei ein größere Rolle als Information und Wissen.

Planetare Gesundheit als universelle Werteklammer

Das Motto zur Erhaltung der „Planetaren Gesundheit“ könnte zukünftig als universelle und auch leichter zu vermittelnde Werteklammer für alle Menschen dieses Planeten dienen. Ihre individuell ansprechende Kernbotschaft zur Erhaltung der Planetaren sowie der individuellen Gesundheit kann die Menschen leichter mobilisieren und ins Handeln bringen als das es alleinig Zahlen, Daten, Fakten vermögen. So wird Klimapolitik zu Gesundheitspolitik. Dr. Eckart von Hirschhausen, der unter anderem die Stiftung Gesunde Erde - Gesunde Menschen gGmbH, gründete, stellte in seinem Impulsvortrag anhand pointierter Bilder und Geschichten die oft erlebte Widersprüchlichkeit und Absurdität des menschlichen Handels vor, und erinnerte mit Humor und mitschwingender Solastalgie, also dem Gefühl des Verlustes durch Zerstörung des eigenen Lebensraums, an die Dringlichkeit zum Handeln.

Summa summarum:

  • Es ist Zeit zu handeln
  • Bereitschaft zum Handeln ist da
  • Kooperation statt Konkurrenz
  • Klimaschutz ist auch klinisches Risikomanagement
  • Nachhaltigkeitsprogramme an Kliniken dienen auch der Patientensicherheit

Reframing:

Wir müssen nicht das Klima retten, sondern…

  • Unsere Gesundheit
  • Unsere Freiheit
  • Unsere Heimat
  • Unser Essen
  • Open-Air-Konzerte im Sommer
  • Sport im Freien
  • Den Sommerurlaub 😉))

Was alle verbindet? Gesundheit!